BESUCH DES VEREINS IN SAN JOSÉ DEL GUAYABAL IM FEBRUAR 2023

Was unseren Planeten verändert, ist das Bewusstsein, und das wird durch Bildung geschaffen

Die soziale Situation in Kolumbien ist weiterhin kompliziert. Das Land liegt weltweit mit an erster Stelle der Länder, in denen die wachsende Inflation seit 2022 über 14 % liegt. Die Teuerungsrate bei Lebensmitteln ist die höchste weltweit. Die Realität in den Dörfern und Städten des Landes sieht sogar noch schlechter aus. Die Preise für Artikel des täglichen Bedarfs haben sich fast verdoppelt. Ein Schulheft, für das wir vorher zum Beispiel 50 Cent bezahlten, kostet jetzt fast einen Euro, ein Paar Schuhe, vorher 15 Euro, jetzt mindestens 25 Euro. Es ist erschreckend schwer geworden weiter wie bisher zur Schule zu gehen und lernen zu wollen.

Bei unserem Besuch haben wir uns vorrangig auf den schulischen Bereich konzentriert. Es beginnt wieder ein neues Schuljahr, und ohne das nötige Lernmaterial kann es nicht weitergehen. Diesmal hatte die KINDERHILFE erhöhte Ausgaben, um den Kinder weiterhin den Zugang zur Bildung erleichtern. Dabei sind die Kinder des Vereins auch in San José del Guayabal sogar noch begünstigt. Der Verein versorgte sie mit einer großen Auswahl an Schulmaterial, wie Hefte, Stifte, Mappen und was sonst für den Unterricht benötigt wird. Auch für die großen Kinder der weiterführenden Schule wurde gesorgt. Die Kinder, die jetzt in die sechste Klasse der Sekundarstufe kommen, bekamen neue Schuhe, weil ihre Schule, die sich im nächst größeren Ort befindet, jetzt auch die Schuluniform einführen wird. Die hohen Ausgaben dafür lohnen sich, da die Kinder so weiter zur Schule gehen können.

Für die Familien ist es eine schwere Zeit, da alles teuerer wurde aber die eigenen Einkünfte niedrig geblieben sind. Viele Familien müssen jetzt abwägen, ob sie lieber Nahrungsmittel kaufen oder Schulbedarf. Ein Paar Schuhe kosten so viel, wie sie in einer ganzen Arbeitswoche verdienen. Das macht die Entscheidung schwierig. Es ist nur natürlich, dass sie ihren Kindern lieber etwas zu essen kaufen, auch wenn sie dann nicht zur Schule gehen können.

Diese Probleme haben die Familien, die zur KINDERHILFE gehören, aber nicht, denn der Verein versorgt die Kinder in allen Gruppen mit allem, was sie zum Lernen benötigen. Damit fällt es den Eltern leichter, das wenige zu besorgen, was noch fehlt. Wir sind den Spendern unendlich dankbar für diese Möglichkeit, den Kindern das geben zu können, was sie so sehr benötigen.

Speziell in San José del Guayabal bekommen sie neben Schulbedarf auch Unterstützung für die Schulkantine, für das Schulfrühstück, die Gasflasche, um kochen zu können und Unterrichtsmaterialien. Das alles macht die gute Arbeit in der Schule erst möglich.

Außerdem wird ein Nachhilfelehrer bezahlt, um die Kinder besser auf den Unterricht vorzubereiten und ihre intellektuelle Entwicklung das ganze Jahr hindurch fördern. Die Schule teilt uns immer mit, wo genau Bedarf herrscht, und die KINDERHILFE unterstützt sie darin über das gesamte Schuljahr.

Die Gemeinschaften leiden unter den unterschiedlichsten Notlagen und haben schwere Zeiten durchleben müssen – nicht nur durch Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen, durch die sie vertrieben wurden, sondern durch Diskriminierung und Rassismus im eigenen Land. Sie sahen sich gezwungen, in ihren eigenen Reihen den Gleichheitsgrundsatz selbstständig durchzusetzen und praktizieren dies nun in der eigenen Gemeinschaft. Dafür haben sie besondere Regeln geschaffen, durch die zum Beispiel jeder Lehrer oder Leiter einer bestimmten Gruppe sein Amt nur für eine bestimmte Zeit inne haben kann. Dabei muss er den notwendigen Anforderungen für den jeweiligen Posten auch entsprechen. Genauso wie im Fall des Lehrers in San José del Guyabal, der von Deutschland aus bezahlt wird. Deshalb wird der Lehrer Tito Armando nach zwei Jahren abgelöst und durch den jungen Didier Javier Vega Muse ersetzt. Dieser hat die Grundschule in San José del Guayabal und die Sekundarstufe in El Rosario, Cajibio, besucht und den Abschluss im Reservat von Tierradentro gemacht. Er hat eine Ausbildung als Systemtechniker gemacht, die ihm von der KINDERHILFE ermöglicht wurde und mit der er drei Jahre lang als Lehrer in einem Reservat arbeiten konnte. Damit hat er sich weiterbilden können und zeitweilig für ein indigenes Unternehmen gearbeitet und später in seiner Gemeinschaft soziale Aufgaben übernommen. Er hat berufliche sowie pädagogische Erfahrungen sammeln können und spielt in der Gemeinschaft inzwischen eine bedeutende Rolle. Deshalb wurde er jetzt für die Dauer von zwei Jahren ausgewählt, die schulische Entwicklung der kleinen und großen Kinder in San José del Guayabal zu unterstützen und zu fördern. Dabei wird er vor allem die Anliegen der KINDERHILFE im Blick behalten, ergänzt durch eine traditionsbewusste Erziehung, ohne dabei die Kultur der indigenen Gemeinschaft zu vernachlässigen. Seine Arbeit in der Schule wird alle drei Monate überprüft werden.

Der junge Mann zeigt großes Interesse und Freude an dieser Tätigkeit und ist offen für die Besonderheiten und Bedürfnisse der KINDERHILFE, in der er selbst viel Zeit während seiner Ausbildung verbracht hat. Dadurch ist er auf diese Aufgabe gut vorbereitet.

Für die Hilfe im Laufe der vielen Jahre, mit der Sie hier eine bessere Zukunft ermöglichen, möchten wir uns einmal mehr bedanken. Die KINDERHILFE ist für die Kinder eine große Motivation. Bei jedem Besuch ist die Freude in den glücklichen kleinen Gesichtern offensichtlich und spiegelt die Bedeutung des Vereins für sie wider.

Sandra Yicel Medina Sanchez