CASITA 2 IN POPAYAN April, Mai und Juni 2023

„Die Kinderhilfe gewährt ihre wertvolle Hilfe täglich vielen bedürftigen Familien und bedeutet eine sichere Zuflucht sowohl für die Kinder als auch für ihre Eltern – der Ort, wo sie
Liebe Verständnis, Unterstützung finden und die Chance auf eine bessere Zukunft“.


Die materielle und soziale Lage für die armen kolumbianischen Familien wird weiterhin
immer schwieriger. Inzwischen ist es drei Jahre her seit Corona zum ersten Mal auftrat, und immer
noch haben sich die Familien nicht davon erholen können – im Gegenteil. Für unsere Familien
wird es immer schwerer zu überleben. Fast alle sind täglich auf der Suche nach Arbeit,
weil Nahrungsmittel immer teurer werden. Für eine Familie, die ein geringes Einkommen hat, ist es schwer, den Unterhalt zu besorgen, denn für ihr Arbeit bekommen sie immer noch dasselbe wie vor 3 Jahren. Da unseren Eltern aber schon damals das Geld nicht reichte, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen, wie Kleidung, Medikamente, Schulsachen, usw. ist es jetzt noch viel schwieriger für sie, Grundnahrungsmittel wie Reis, Eier, Fleisch, Obst und Gemüse zu kaufen.
Aus diesem Grund spielt die Kinderhilfe eine wichtige Rolle im Leben derjenigen Familien, die von
ihr in eine ihrer Gruppen aufgenommen werden konnten. Trotz der hohen Lebensmittelkosten bekommen die Kinder hier weiterhin jeden Tag eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, die aus Fleisch, Geflügel, Fisch, Obst, Gemüse, Eiern, Milch und Haferflocken besteht. Diese nahrhaften Lebensmittel tragen zu einer gesunden Entwicklung der Kinder bei. Aber sie werden hier auch jeden Tag behütet und betreut, während ihre Eltern arbeiten, und sie können spielen und mit anderen Gleichaltrigen
zusammen sein. Auf diese Weise haben sie eine bessere, fröhlichere und sicherere Kindheit, wobei sie spielend lernen. Dafür bekommen sie bei uns auch das nötige Material, damit sie ihre schulischen Aufgaben bestmöglich erledigen können.
Weil es für die Kinderhilfe so wichtig ist, dass die Kinder, abgesehen von einer gesunden
Ernährung, eine umfassende Betreuung erhalten, bieten wir viele kreative Aktivitäten an, die
zu ihrer Entwicklung beitragen sollen, und in diesem Quartal waren das:

DIE OSTERFEIERLICHKEITEN: Dafür hatten die Betreuerinnen im Casita schon eine Woche vorher das Haus mit Ostermotiven geschmückt, damit dieses in der Osterwoche für die Kinder besonders schön war und die Kinder motiviert wurden. In diesem Jahr wurden Fenster mit Hasen, Küken und Ostereiern dekoriert. In einem Fenster hing ein großes Plakat, auf das die Kinder Botschaften klebten, die sie mit guten Osterwünschen für ihre Kameraden schrieben und einer entsprechenden Zeichnung. Auch malten sie große Bilder mit Hasen, Karotten, Ostereiern, um den Spielplatz zu schmücken, wo am Mittwoch die Suche nach Ostereiern stattfand.
Am Montag und Dienstag wurden Kekse in Form von Ostereiern verziert, es wurden Ostergeschichten vorgelesen und welche aus Papier angemalt, die ebenfalls den Spielplatz schmücken sollten. Dafür kamen die Schulkinder und die aus der Kita zusammen, und die Großen halfen den Kleinen. Am Mittwoch fand dann die Ostereiersuche statt, ein Tag, der von allen Kindern sehnlichst erwartet wird. Sie genießen
diese Suche sehr, an der sich in früheren Zeiten alle Gruppen gemeinsam beteiligten. Als die
Corona-Pandemie kam, gab es diese Angebote im ersten Jahr gar nicht, und im zweiten sehr
eingeschränkt wegen der Masken und des Abstandgebotes. In diesem Jahr konnten wir
endlich wieder ohne Masken und unbeschwert das strahlende Lächeln aller Kinder genießen.
Den größeren Kindern lasen wir eine Geschichte vor und erklärten die Bedeutung des
Osterhasen, und dann ging die Suche los. In diesem Jahr waren es gekochte Hühnereier, die
mit natürlichen Farben gefärbt waren und einige wenige Eier aus Schokolade.


FERIEN ZUR JAHRESMITTE: Die Kinder haben hier von Mitte Juni bis Anfang Juli zwei Wochen Ferien. Im Casita haben wir etliche sehr spannende Aktivitäten für diese Zeit vorbereitet, damit sie für die Kinder sehr interessant und schön wird. Aber für einige gibt es auch Nachhilfeunterricht, denn sie haben viele Extraaufgaben auf, die sie nach den Ferien vorlegen müssen. Deshalb gibt es im Casita jeden Vormittag besondere Nachhilfestunden. Für die Nachmittage sind spielerische Aktivitäten vorbereitet für alle. Diesmal haben wir mit Toilettenpapierrollen gebastelt. Auch wurden aus Bastelpapier eine Raupe und ein Frosch gebastelt, der die Zunge rausstreckt. Dann gab es noch einige Spiele, wie Bingo, Luftballonwerfen, und das Kind, das seinen fallenließ, bekam eine Frage (nach dem Wissen aus der Schule) gestellt. Die Fragen waren sehr leicht und aus Themenbereichen, die fast alle Kinder kennen und dem Alter angepasst. Für diese Spiele nutzen wir den Rasen auf unserem Spielplatz und das schöne Wetter in diesen Ferien, in denen es noch keinen Regen gab. So wurden die Ferien für die Kinder, die jeden Tag bei uns sind, sehr fröhlich und außergewöhnlich.
Auch hatten wir dabei die Hilfe der drei älteren Patenkinder im Casita, Anyeli, Manuel Alejandro und Jorge Esteban, die den Kleinen sehr gut bei den Bastelarbeiten halfen. Während der Ferien und auch in der Schulzeit helfen sie bei den Hausaufgaben und am Ende des Tages beim Putzen des Hauses. Es ist eine große Freude zu sehen, wie diese Jugendlichen, die als kleine Kinder zu uns gekommen sind, jetzt diesen kleinen Kindern das geben können, was sie so lange im Casita bekommen haben.
Im Casita werden schon ganz kleine Kinder in die Kita aufgenommen, wo sie ganz viel Liebe und Unterstützung erhalten, damit sie ihre altersgemäßen Fähigkeiten entwickeln können. Dafür bereiten die Erzieherinnen jeden Tag geeignete Aktivitäten vor, die ihnen ermöglichen, spielerisch zu lernen und sich auf die Schule vorzubereiten, aber auch andere Fähigkeiten zu entwickeln. Auch bekommen sie täglich ihre abwechslungsreiche und gesunde Ernährung, wie auch Behütung und Betreuung, während ihre Eltern arbeiten. Dabei nutzen sie die Räumlichkeiten des Casitas zum Spielen, sei es den
Spielplatz, das Spielzimmer oder den Roten Innenhof, wo sie das Spielen mit Gleichaltrigen
genießen. Die Kinderhilfe unterstützt die Kinder in der Zeit, in der sie bei uns im Casita sind,
mit allen genannten Dingen und vielen anderen mehr, wie auch ihre Familien in den
verschiedenen Notlagen, weil diese direkt auch die Kinder treffen.
Deshalb möchten wir diesmal auch zwei unserer Familien vorstellen, denen wir mehrere
Male mit Nahrungsmitteln geholfen haben, weil die Mütter in einer schwierigen Lage waren
und nicht imstande, sich und ihre Kinder zu ernähren:
Aus der Familie Sanchez (Name, wie alle anderen auch, geändert) wurde der Junge Juan im
Casita aufgenommen, auf Bitte seine Taufpatin, die eine Tochter in der Kita hatte. Die Señora
Magaly erzählte uns, als sie um seine Aufnahme bat, daß sich der Junge zu der Zeit in ihrer
und seines Großvaters Obhut befand, weil seine Mutter im Gefängnis war. Diese hatte aus
Verzweiflung über ihre Arbeitslosigkeit und Unfähigkeit, dem Jungen seine Schulsachen
besorgen zu können, ein Angebot einer Freundin, Drogen zu verkaufen, angenommen.
Gleich beim ersten Mal wurde sie von der Polizei erwischt und sofort zu 51 Monaten
Gefängnis verurteilt. Obwohl die Senora Magaly Juan sehr liebhat und ihm gerne helfen
möchte, reicht ihr Geld nicht aus, um zwei Kinder zu unterhalten, ihre Tochter und Juan.
Deshalb bat sie im Casita um Hilfe für die Ernährung des Jungen und bei seinen
Hausaufgaben. Sein Großvater ist schon alt und arbeitete immer noch als Eisverkäufer auf
der Straße, obwohl seine Gesundheit sehr schlecht ist. Auch verdient er mit dieser Arbeit
nicht genug für die Kosten des Jungen. Juans Vater befindet sich um Augenblick ebenfalls im
Gefängnis wegen eines Raubes, weshalb der Junge von beiden Eltern verlassen war.
Während seine Mutter ihre Strafe absaß, trug die Senora Magaly die Verantwortung für Juan
und all seine Bedürfnisse.
Als Juans Mutter Estela aus dem Gefängnis entlassen wurde, übernahm sie wieder die
Sorge für ihren Sohn und kam ins Casita, um für seine Betreuung zu danken. Sie wollte gerne
weiterhin diese Unterstützung bekommen, würde sich aber selber um den Jungen kümmern und die Aufgaben als Mutter in der Kinderhilfe übernehmen. Auch begann sie überall mit der Suche nach einer Arbeit, was anfänglich sehr schwierig war. Deshalb ging sie erst einmal putzen, Wäsche waschen, beim Hausbau helfen, Steine zu tragen, und die fertigen Häuser von den Bauresten zu reinigen. Obwohl alle diese Arbeiten sehr schwer für eine Frau sind, hielt sie es nötig, sie zu tun.
Zu ihren Sorgen, keine gute Arbeit zu haben, um den Sohn unterhalten zu können, kam
hinzu, dass ihr Vater krank wurde und nicht mehr arbeiten gehen konnte. Deshalb musste die
Señora Estela auch für ihn die Verantwortung übernehmen. Sie hatte ständige Sorgen wegen
des fehlenden Geldes, der Krankheit ihres Vaters und der ständigen Streitigkeiten mit Juan,
der nicht auf sie hörte. Er war sehr ungehorsam, machte keine Hausaufgaben, weshalb er
immer schlechter in der Schule wurde. Sie versuchte, ihm zu helfen, kam ins Casita, um die
Betreuerinnen zu bitten, mit dem Jungen zu reden und ihn zu überzeugen, sein gutes
Verhalten wieder aufzunehmen. Auch suchte sie Unterstützung bei der Senora Magaly,
damit diese den Jungen ermahnte. Im Casita versuchten wir, ihr nach Kräften zu helfen und
die Senora Magaly ebenfalls. Aber Juan änderte sein Verhalten nicht und mußte das
Schuljahr wiederholen. Eine Weile, nachdem die Senora Estela aus dem Gefängnis entlassen
worden war, lernte sie einen jungen Mann kennen, mit dem sie eine Beziehung einging.
Anfänglich wollte sie nicht mit ihm zusammen leben. Aber nach kurzer Zeit versagte ihre
Verhütungsmethode, und sie wurde schwanger. Deshalb zog der junge Mann zu ihr, der auf
dem Bau arbeitet. Bei dieser Arbeit wird nur unregelmäßig bezahlt, und sie ist auch nur
vorübergehend. Manchmal wird er zum Arbeiten geholt, und sonst vergehen Wochen, in
denen er keine Arbeit hat, und natürlich auch kein Geld, um es seiner neuen Familie zu
bringen, der Señora Estela, Juan und dem Großvater. Die finanzielle Lage dieser Familie ist so
schlecht, daß sie sehr oft zu Bett gehen müssen, ohne irgendetwas gegessen zu haben. Das
bewirkte große Komplikationen in der Schwangerschaft der Senora Estela und für ihre Gesundheit. Davon berichtete diese einmal im Casita und bat um Hilfe. In der Kinderhilfe halfen wir der Frau mit Nahrungsmitteln, damit sie wenigstens eine Weile nicht so große Not leiden mussten.
Wegen der komplizierten Schwangerschaft bekam die Senora Estela ihr Baby viel zu früh, das
heißt, es war eine Frühgeburt mit viel zu wenig Gewicht. Wir beantragten im Verein weitere
Hilfe mit Lebensmitteln für diese Mutter, wenigstens für die ersten Tage nach der Entbindung, damit sie sich gut ernähren konnte und so auch das Baby, das die Muttermilch so sehr benötigte, um an Gewicht zuzulegen und seine Gesundheit zu verbessern…
Von dem bewilligten Geld aus dem Fond für besonders notleidende Familien kaufte die Betreuerin des Casitas Lebensmittel für diese Mutter und brachte sie ihr ins Haus. Dabei wurde sie auch über die Spende aus Deutschland informiert, die nach dem letzten Bericht über Juan und seine Familie eingegangen war, und die wir auf die bestmögliche Weise verwenden werden.
Die zweite Familie, die wir vorstellen möchten, ist die Familie Castro, von der wir schon in früheren Berichten erzählt haben. Diese Familie hat schon sehr viel Hilfe vom Verein bekommen, weil diese Mutter allein ist mit ihren beiden Kindern und in einer extrem schwierigen finanziellen Lage.
Im Augenblick nutzen wir gerade die letzte Spende, die für diese Familie kam, und einen Teil haben wir für den Kauf von Farben und Leinwand verwendet, die der Junge Daniel direkt von der Señora Ute
erbeten hatte in einer Danksagung für all die Hilfe, die sowohl er wie auch seine Familie
erhalten hatte. Den Rest des Geldes verwenden wir für den Kauf von Nahrungsmitteln für
die Familie und geben der Mutter jeden Monat eine bestimmte Menge, damit sie einkaufen
kann, solange das Geld reicht.
An diesen beiden Familien und vielen anderen sieht man, wie die Kinderhilfe unseren Familie
ständig mehr helfen kann und ihre große Bedeutung, denn viele unserer Familien haben nur
diese großartige Unterstützung, um mit ihren Kindern überleben zu können.
Wir sind riesig dankbar für die große und uneigennützige Unterstützung der Senora Ute und
all der Spender in Deutschland für unsere Familien, durch die wir, trotz der schweren
Umstände, die wir erleben, ein Hoffnungslicht sehen können.
Lyda Isabel Diaz