
Mangelversorgung und hohe Kosten im medizinischen Bereich in Kolumbien
Neben vielen anderen Problemen, die Kolumbien zurzeit beuteln, ist die Lage im medizinischen Sektor besonders gravierend. Nicht nur hohe Kosten für Medikamente bzw. deren Mangel ist schon schlimm, zusätzlich verkündete Ende März die Vereinigung der Pharmaunternehmen, dass für über tausend Medikamente die Gefahr eines Lieferengpasses besteht. Das Institut für nationale medizinische Überwachung warnte dazu, dass bereits fünfzig Medikamente praktisch gar nicht mehr erhältlich seien, darunter solche gegen Bluthochdruck, Diabetes, HIV, Verhütungsmittel und Medikamente zur Behandlung von Krebs. Aber auch alltägliche, häufig benötigte Mittel wie Paracetamol sind kaum noch zu bekommen.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig; unter anderem hat die Unterbrechung der Handelsbeziehung zu mehreren Staaten während der Pandemie eine Rolle gespielt; die Inflation, erhöhte Kosten in den Betrieben sowie auch der schwankende Dollarkurs haben dazu beigetragen, die Kosten für Medikamente derartig in die Höhe zu treiben. Der jüngste Bericht des DANE (ähnl. Bundesamt für Statistik) zeigt, dass die Preise für Medikamente im Februar 2023 um 15,36 % gestiegen sind, im Oktober des Vorjahres hingegen „nur“ um 10,2 %.
Diese Krise betrifft eines der Grundrechte des Menschen: seine Gesundheit. Die Pharmaunternehmen (nicht eher die Krankenkassen?) weigern sich mit dem Hinweis auf Knappheit und hohe Kosten, Medikamente überhaupt abzugeben, sie schlagen vor, dass die Menschen sich ihre Medikamente auf eigene Kosten beschaffen sollen. Die Folgen sind dementsprechend schwerwiegend, Krankheiten verlaufen schwerer und mitunter tödlich, weil die Menschen, die es nicht bezahlen können, nicht angemessen behandelt und medikamentös versorgt werden.
In der KINDERHILFE werden die bedürftigsten Menschen betreut, die keine gute Krankenversicherung haben, sondern auf das öffentliche System angewiesen sind. Täglich beobachten wir zunehmende Hilflosigkeit gegenüber der schlechten Versorgungslage, denn es fehlt nicht nur an Medikamenten, sondern auch an z.B. Vorsorge, Aufklärung und Beratung, die den Menschen helfen würden, ihre Leiden und Beschwerden, die größtenteils aus Mangelernährung herrühren, besser zu behandeln bzw. zu vermeiden.
Politiker der Regierung kümmern sich nicht um das Wohlergehen der Bevölkerung, die medizinische Versorgung wird nicht mehr als ein Grundrecht für alle betrachtet, sondern die Pharmaindustrie soll nur noch für Wenige möglichst viel Reichtum generieren. Programme und Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der allgemeinen Gesundheit werden nicht mehr nach Nutzen für die Allgemeinheit finanziert, sondern nur noch hektisch betrieben, um möglichst viel Gewinn abzuschöpfen.
So war es auch kürzlich im Fall des Mädchens Catalina T., das zuerst eine durch Viren verursachte Lungenentzündung hatte, die später eine bakterielle Infektion nach sich zog. Das Mädchen musste ins Krankenhaus gehen, die gesetzliche Krankenkasse zahlte wohl den Aufenthalt, aber einige Medikamente, wie z.B. den Inhalator, musste die Mutter aus eigener Tasche für die Genesung ihrer Tochter aufbringen. Zum Glück hat das Kind großzügige Paten, die mit ihren Spenden dafür sorgen konnten, dass es die Mittel bekam, die es dringend brauchte. Ebenso war es auch bei Señora Berenice G., die an Arthrose leidet. Dank der KINDERHILFE und der Paten ihrer Kinder konnte sie jetzt regelmäßig zur ärztlichen Kontrolle gehen. Bei vielen Kindern, die an Hautkrankheiten wie z.B. Dermatitis leiden, sind die Kosten für Medikamente, die regelmäßig gebraucht werden, so hoch, dass die Behandlung abgebrochen wird, weil die Eltern sie einfach nicht bezahlen können.
Eine Zwischenmahlzeit für ein gesundes Wachstum unserer Patenkinder

Der Ernährungszustand unserer Jungen und Mädchen ist besorgniserregend, denn sie leben in bitterer Armut. Medizinische Reihenuntersuchungen haben ergeben, dass viele der Kinder und Jugendlichen zu klein bleiben und untergewichtig sind, dass sie häufig an Hautproblemen leiden oder dass ihre Gebisse Folgen der Mangelernährung zeigen. All diese gesundheitlichen Störungen sind auf die mangelhafte Ernährung und die schlechten hygienischen Wohnbedingungen zurückzuführen, in denen zu viele Menschen auf zu engem Raum leben müssen. Grippale Infekte sind sehr häufig. Viele der Eltern haben keine Möglichkeit, ihren Kindern die Ernährung und Umstände zu bieten, die sie für ein gesundes Aufwachsen bräuchten.
Wir in der KINDERHILFE wissen, was es für schwerwiegende Konsequenzen hat, wenn ein Kind während seines Wachstums nicht ausreichend und abwechslungsreich ernährt wird. Daher geben wir an jedes Kind hier eine nahrhafte Zwischenmahlzeit aus, die zu seiner gesunden Entwicklung beiträgt. Wir ergänzen damit die Ernährung der Kinder, bekämpfen den Hunger und die damit verbundenen Krankheiten.
Für die Kinder, die keine Paten haben, verteilen wir Lebensmittelpakete mit Obst und Gemüse der Region,

um auch ihnen eine bessere Ernährung zu ermöglichen. Dies konnten wir mit Hilfe der Eltern erreichen, die dafür sehr dankbar sind und zu schätzen wissen, was ihren Kindern geboten wird. Sie tragen nach ihren Möglichkeiten zu diesem Programm bei.

Die Mütter der Familien haben organisiert, dass jeden Tag eine von ihnen in unserer Einrichtung dabei hilft, die Mahlzeiten

zuzubereiten, sie teilen täglich wechselnde Lebensmittel an die Kinder aus, die sie dringend für ihre Gesundheit brauchen: Obstsalate, Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen, Eier in unterschiedlichen Zubereitungen, Fleisch, Huhn und Gemüse. Die Mütter achten sehr darauf, die Speisen für die Kinder schmackhaft zuzubereiten und möglichst nur natürliche Gewürze und Kräuter zu verwenden.
Ein weiterer Effekt dieser Speisungen ist der, dass die Kinder lernen, gesunde Lebensmittel zu schätzen und zu erkennen, dass sie für ihre Gesundheit wichtig sind. Darüber hinaus entwickeln die Kinder gute Ess- und Tischgewohnheiten. All dies wirkt sich erkennbar positiv auf ihre Entwicklung aus.
OMAYRA VILLOTA B.
Sozialarbeiterin; Pasto
übersetzt von Anette Bauer