
Die Kindheit sollte die glücklichste Zeit im Leben der Menschen sein; aber in Kolumbien wird dieser schöne Lebensabschnitt oft kaputt gemacht. Bereits die Kleinsten erleiden Traumata, die sie nie überwinden werden, da sie dagegen nie die nötige Hilfe bekommen. Es gibt keine staatliche Ausbildung, um diese Fälle behandeln zu können. Die Kinder machen schlimme Erfahrungen und es fehlt ihnen an Zuwendung und Hilfe. So verletzlich wie sie sind, nutzen ihre erwachsenen Angehörigen sie oft aus, um sie zu missbrauchen. Man könnte fasst sagen, dass in Kolumbien Kinder wie Objekte behandelt werden.
Der einmal angerichtete Schaden bei den Menschen lässt sich nur schwer beseitigen. Das Leben unserer Familien ist seit Generationen darauf gegründet. Die vielen seelischen und körperlichen Verletzungen, wurden von den Großeltern auf die Eltern und von den Eltern auf die Kinder übertragen. Die ererbte negative emotionale Last wird einfach weitergegeben. In unseren Familien ist die emotionale, intellektuelle und psychosoziale Bildung genauso schlecht wie das Wissen um gesunde Ernährung.
Die Kostensteigerung, die Inflation und die zunehmende Kriminalität lassen die Armut immer weiter ansteigen. Das Prinzip des gegenseitigen Respekts existiert kaum noch. Man kann nicht einmal mehr darauf vertrauen, was man zu sich nimmt. Wegen der stark erhöhten Steuern wächst der illegale Handel mit Lebensmitteln. Man kann zwar günstigere Nahrungsmittel bekommen, diese kommen aber aus kriminellen Quellen. In unserer Stadt hat man uns lange Zeit Pferdefleisch verkauft, und es wurde schon darüber geredet, dass dasselbe mit Hunden passiert sei. Diese Tiere kommen aus schlechter Haltung und sind dazu noch unterernährt. Die Bevölkerung wurde darauf aufmerksam, weil Pferde verschwanden, die die Lasten vom Markt tragen sollten. Die Besitzer forschten nach bis jemand die Überreste von Pferden fand. Derjenige, der das angezeigt hatte, ist inzwischen auch schon verschwunden (Zeitungsartikel in SEMANA). Selbstverständlich wird aber in der KINDERHILFE bei den Einkäufen für unsere Kinder immer auf Qualität geachtet, was leider auch erhöhte Kosten verursacht.
Wir Kolumbianer schaden uns gegenseitig, ganz gleich, ob jemand bedürftig ist oder in Schwierigkeiten. Denn es wird auch der Nachbar betrogen oder beraubt. Zwischen den einzelnen Vierteln werden jetzt scharfe Grenzen mittels Barrieren gezogen, um das zu verhindern.
Trotz der Schwierigkeiten im Umfeld der Familien der KINDERHILFE, bemühen sich einige wenige, sich und ihre Familien von den Problemen fernzuhalten und für ein sicheres Zuhause zu kämpfen. Das ist sehr schwer, denn wenn man nicht mitmacht, wird man bedroht.

Es folgt die traurige Geschichte, die der Familie des kleinen Nicolas geschah. Seine fleißigen Eltern arbeiten jeden Tag für einen Lohn, der nicht an den gesetzlichen Mindestlohn heranreicht. Sein Vater hat manchmal Arbeit, oft aber auch nicht. Seine Mutter arbeitet in Schichten, wovon sie nur das Minimum bestreiten kann für eine Großfamilie mit einem behinderten Kind. Es ist zu betonen, dass sie kaum etwas mit ihren Nachbarn zu tun haben, denn sie sind umgeben von Kriminellen, Sicarios (käufliche Mörder) und Drogenabhängigen. Leider bleiben sie inmitten dieses Umfeldes auch nicht verschont. Denn obwohl viele ihre schwere Lage kennen, wurden sie durch Telefonanrufe und durch eine Verwandte betrogen. Man bat sie, Geld zu hinterlegen, und ließ sie in dem Glauben, dass sie dafür Ware bekämen, mit der sie in diesem Dezember arbeiten könnten (im Verkauf). Natürlich hatten sie gar nicht so viel Geld, aber sie träumten von dieser Gelegenheit, zu dieser Jahreszeit etwas verkaufen zu können. Sie waren so vertrauensvoll, weil es ein Verwandter war, der sich mit ihnen abgesprochen hatte. Er bedrängte sie und ließ sie glauben, dass die Geldsumme zurückgegeben werden würde. Ganz begeistert begannen sie, sich Geld zu leihen. Logischerweise sind die Banken für unsere Familien keine Möglichkeit, weil sie nicht kreditwürdig sind. Deshalb greift man auf die sogenannten „Gota a gota“ zurück (Privatpersonen, die Geld zu einem hohen Zinssatz verleihen, als Wucherer). Die Familie ließ sich darauf ein, weil sie glaubte bald die Waren und das Geld bekommen würde. Aber sie konnten sich nur einen Teil der Summe leihen, die man von ihnen verlangte, denn das sollten mehr als „zehntausend Euro“ sein, und sie bekamen nur 1400 Euro zusammen. Danach dauerte es nur Stunden, bis sie merkten, dass alles Betrug war. Denn alles war plötzlich weg, das angegebene Bankkonto, die Dokumente der verschickten Ware, die Kommunikation. Absolut alles war verschwunden. Ihnen blieb nur die Angst wegen der Schulden, sie, die nicht einmal mit der augenblicklichen schlimmen Inflation fertig wurden, die sich so haben betrügen lassen und jetzt Schulden zu einem sehr hohen Zinssatz haben.

Unser Land hat solchen Delikten nicht entgegenzubringen. Obwohl diese angezeigt wurden, wird nicht gegen die Täter vorgegangen werden. Die Familie musste sich mit diesen monatlichen Zinsen abfinden, während die Anzeige nur auf dem Papier bleibt.
Die Umstände dieser Familie haben sich durch die Hilfe der KINDERHILFE verbessert. Seit Nicolas in die Babykrippe aufgenommen wurde und schon am frühen Morgen gebracht werden kann, können seine Eltern rechtzeitig zu ihren jeweiligen Arbeitsplätzen gelangen. Sie haben auf die Betreuung ihres Sohnes vertrauen können und Ratschläge bekommen. Während der Pandemie waren beide arbeitslos geworden, so dass sie nichts mehr zu essen hatten. Aber die KINDERHILFE war da, um ihnen die benötigten Lebensmittel zu bringen. In der Zeit bot sie dem Mann auch Arbeit bei der Renovierung der Häuser. Dadurch konnte er in dieser kritischen Zeit seine Familie ernähren. Wäre die Hilfe des Vereins nicht gewesen, hätte die Familie große Not gelitten, oder wäre wie so viele andere sich kriminell geworden, besonders da ihre Söhne Jugendliche sind und es nichts mehr zu essen gab.
Dank der Spender und Paten ist Nicolas heute im Patenschaftsprogramm. Dadurch haben sie ihre Nebenkosten bezahlen können, Lebensmittel kaufen, und bei den augenblicklichen Problemen konnten wir ihnen das Geld für die Zinsen des ersten Monats leihen. Auch haben wir die Mutter beauftragt, das Weihnachtsessen für eines der Programme des Vereins zuzubereiten, so dass das Geld, das sie dafür bekam, ihr half, die zweiten Monatszinsen für die Schulden zu bezahlen.
Auch wenn die Familie ihre Schulden nicht zurückzahlen konnte, war sie doch etwas beruhigter. Denn unsere Familien können bei solchen Problemen krank werden oder zusammenbrechen, wenn sie nicht mehr wissen, was sie machen sollen. Wenn die KINDERHILFE nicht wäre, würde diese Familie unter den gleichen Problemen leiden, wie ihre Nachbarn. Deshalb ist der Verein ein Lichtblick für diese Familie, die sich bemüht, die gesamte Summe der Schulden zu bezahlen, die ausgereicht hätte, um das Grundstück zu bezahlen, das sie sich so sehr wünschten.
In einem anderen Fall musste die KINDERHILFE weiterhin hartnäckig bleiben. Estefany, einer sehr konformistische Mutter in einer ungeordneten Welt. Inmitten ihrer emotionales Verwahrlosung, die zu einem geringen Selbstwertgefühl geführt hat, sieht sie keinen Weg, sich zu ändern. Sie lässt sich ausnutzen und missbrauchen und hat vier Kinder von drei verschiedenen Vätern, von denen zwei bis heute nicht den Namen ihrer Väter tragen. Auch zeigt sich keiner verantwortlich, und sie unterwirft sich weiterhin jedem der Männer, die sie geschwängert und verlassen hat.
Die KINDERHILFE hat der kleinen Sofia ganz früh und schnell in der Babykrippe geholfen und auch Felipe, der schon in die Kita kam. Aber trotz unserer ständigen Anleitungen und Ratschläge konnten wir Estefany nicht von ihrem Fatalismus befreien und ihrer Gewohnheit, Mitleid zu erregen. Erneut wurde sie schwanger mit Cristian Daniel, dies in einer Situation, in der sie Miete zahlen musste und nichts zu essen hatte. Ihre Mutter lebte zusammen mit ihrem eigenen Lebensgefährten, und musste arbeiten, um diesen zu unterhalten und damit er vom Alkohol leben konnte.
All das bewirkte, dass Estefany für ihre Kinder dasselbe Leben erwartete und es nicht für nötig hielt, sie zu fördern, während sie sich an ihren eigenen Lebensstil gewöhnte. Wahrscheinlich hätte sie bis jetzt noch mehr Kinder von weiteren Männern haben können, denn ihre Kinder berichten ständig von neuen Freunden ihrer Mutter, von denen sie geschlagen würde und die ständig betrunken sind. Aber dank unserer harten Überzeugungsarbeit konnten wir erreichen, dass sie sich sterilisieren ließ. Auch ermöglichten wir ihr die Aufnahme ihres jüngsten Sohnes in die Babykrippe, der dadurch seit seiner Geburt angemessen ernährt wurde. Am Tag seiner Geburt hatte Estefany niemanden, der sie ins Krankenhaus gebracht hätte, weshalb die Mitarbeiterin der KINDERHILFE auch dabei für sie da war und mit ihr wartete, dass sie im Krankenhaus betreut würde. Genauso war es am Tag ihrer Operation, wo die KINDERHILFE schon sehr früh bei ihr war, um sie ins Krankenhaus zu begleiten, trotz der vielen Risiken in Corona-Zeiten.

Hinzu kommt noch, dass Estefany nichts unternahm, damit Felipe das Schuljahr beginnen konnte, denn er hätte angemeldet werden müssen. Wenn die KINDERHILFE sich nicht darum gekümmert hätte, würde der Junge nicht zur Schule gehen. Dieses Jahr war für den Jungen nicht leicht, denn seine Mutter hat all ihre Fehler und Irrtümer der Lehrerin zugeschoben. Aber wir wissen, dass in Wirklichkeit Estefany Felipe kaum jemals unterstützt und begleitet hat. Und wieder half der Verein mit den Schulsachen für den Jungen und gab ihm die Möglichkeit, samstags an den Nachhilfestunden teilzunehmen, die unsere Kollegin Carmen Lilian besonders hilfebedürftigen Kindern gibt. Dadurch hat er sich schon in den Leistungen gebessert; aber seine Probleme wurzeln in der Lieblosigkeit und der Ablehnung, die der Junge zu spüren bekommt.
Deshalb hat die KINDERHILFE diese drei Geschwister täglich vom Frühstück an betreut. Durch die nächtlichen Aktivitäten der Mutter, waren sie oft kraftlos und müde und dann auch wieder sehr temperamentvoll.
Wenn die KINDERHILFE nicht wäre, wären diese drei Kinder in ständiger Gefahr, durch die vielen männlichen Besucher ihrer Mutter missbraucht zu werden und würden wahrscheinlich auch betteln müssen. Hier denken wir immer an Estefany, wenn jemand zum Helfen in der Küche des Vereins gebraucht wird, damit sie die Möglichkeit bekommt, etwas Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen.

Wir möchten unbedingt die Arbeit der KINDERHILFE auf verschiedenen Ebenen hervorheben. Dabei ist die materielle Not in unseren Familien allgemein; aber auch Ablehnung, fehlendes Selbstwertgefühl, fehlende Liebe und Desinteresse beschweren das Leben unserer Kinder. Die Mutter immer wieder anzustoßen, damit sie nicht noch tiefer fällt und ihr trotzdem das Gefühl zu geben sich geliebt fühlen im Verein, ist Teil unserer Mission, für die die KINDERHILFE uns die Möglichkeit gibt, sie zu verwirklichen.
Vielen Dank, liebe Spender, dass SIE uns dieses wunderbare Werk ermöglichen zum Wohle der Kinder Kolumbiens. Jedes gepflanzte Saatkorn, jedes erreichte Ziel gibt ihrem Leben Sinn, bedeutet, ihre traurigen Momente mit Spielen, Lachen und Spaß zu verändern. Sie haben hier die Möglichkeit, um ruhig schlafen zu können und von morgens an etwas zu Essen bekommen. Das verändert das Leben unserer Kleinen und zeigt sich in ihren glücklichen Gesichtern. Wir können immer wieder nur DANKE sagen für Ihren Einsatz, der in unserem Land Früchte trägt.
Yaneth Rocio Rivera Pantoja
