
Die KINDERHILFE ist weiterhin der Ausweg für hunderte von Familien, die in ihrer Verzweiflung einen Ausweg suchen. Sie bietet Hilfe an, die es ihnen ermöglicht weiterzukommen und Unterstützung, um weiter arbeiten zu können und neue Überlebensstrategien zu entwickeln. Vor allen Dingen aber soll sie eine Garantie sein, dass ihre Kinder sicher untergebracht sind und die Wärme eines zweiten Zuhauses genießen. Die KINDERHILFE bietet ihnen dabei nicht nur optimale Bedingungen, sondern vor allem die Liebe zu ihresgleichen. Diejenigen, die das Glück hatten, hier durchzulaufen, werden immer betonen, wie wichtig die KINDERHILFE für sie gewesen ist.
Wie in den Jahren zuvor erlebte der Verein von viele positive Erfahrungen der Beharrlichkeit, der Fortschritte und Erfolge. Auch in diesem Jahr können wir die besonders erfolgreiche Geschichte eines Jungen erzählen, den wir Mario nennen wollen.

Mario ist der Sohn einer alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern, die selbst eine schwere Kindheit hatte. Sie musste sehr traumatische Erfahrungen machen und wurde sehr jung schwanger. Wegen der Diskriminierungen ihrer Mutter war sie gezwungen, arbeiten zu gehen und dies sehr weit weg. Während ihrer Schwangerschaft arbeitete sie als Hausangestellte. Aber als das Kind zur Welt kommen sollte, hatte sie niemanden, der es versorgen würde, während sie arbeitete. So war sie gezwungen, ins Elternhaus zurückzukehren, wo sie von ihrer Mutter sehr schlecht behandelt wurde. Diese forderte, dass sie eine Unterbringung für ihren Sohn suchte, weil sie arbeiten und für ihn aufkommen musste, auch für die Kosten ihres Haushaltes. Sie hatte das große Glück, die KINDERHILFE zu finden, wo man beide liebevoll aufnahm. Mario ist in der KINDERHILFE, seit seinem zweiten Lebensjahr. Seine Mutter war etwas kompliziert, aber wir erklärten ihr immer die Entwicklung und Probleme ihres Sohnes, damit sie diesen verstünde. Mario war in allem etwas langsamer als die anderen Kinder. Es fiel ihm schwer, deutlich zu sprechen, schnell zu begreifen, und er vergaß alles ganz schnell wieder. Seine Mutter erwartete von ihm, flinker in allem zu sein, weshalb wir ständig mit ihr reden mussten, damit sie ihren Sohn verstand. So wurde er größer und wechselte hier die Gruppen. Als er zur Schule kam, wurde es noch schwerer für ihn, denn die Mutter erwartete gute Leistungen, was ihm kaum möglich war. Er lernte sehr langsam lesen und rechnen, und jedes Schuljahr wurde für ihn noch schwerer. Aber mit Hilfe der KINDERHILFE konnte er die Grundschule abschließen. Wir fanden für ihn einen Ausweg in unserer Bäckerei, weil wir ihn nicht mit seinen Problemen entlassen wollten. Ihn damit allein zu lassen, hätte bedeutet, ihn all den Problemen in seinem Viertel auszuliefern, wie der Drogenkriminalität oder kriminellen Freunden. Die folgende Zeit in der Sekundarstufe war für ihn noch schwieriger; alles war komplexer und fiel ihm noch schwerer. Immer noch hatte er Schwierigkeiten im Umgang mit anderen und sich auszudrücken. Deshalb bestanden wir darauf, dass die Mutter mit ihm zum Arzt ginge, denn viele seiner Lern- und emotionalen Schwierigkeiten waren nicht normal. Er wurde dann auch gründlich untersucht, wobei einige der Untersuchungen in einer anderen Stadt gemacht wurden. Die KINDERHILFE bezahlte ihnen hierfür das Fahrgeld. Nach einiger Zeit erhielten wir die Nachricht, dass Mario an einer leichten geistigen Behinderung leidet. So schwer es auch war, seine Mutter musste das akzeptieren. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir auch, dass sie uns die ganze Zeit verschwiegen hatte, dass Mario das Produkt einer Vergewaltigung durch den Bruder der (Groß-)Mutter war. Dabei gab die Großmutter der Mutter dafür die Schuld und verteidigte den Mann. Für die Mutter war das traumatisch und zerstörte ihr Leben, und schließlich ist all das der Anlass für so viel Leid und die Schwierigkeiten ihres Sohnes.
Die KINDERHILFE wurde zum Halt in seinem Leben, und heute konnte Mario nach der neunten Klasse den mittleren Sekundarabschluss erreichen. Mit ganz großen Mühen hat er es geschafft, und das ist etwas sehr Positives. Er ist immer noch in der Bäckerei, ist höflich, nett und hilfsbereit. Er macht seine Sachen sehr gut und gibt sich große Mühe. Außerhalb des Vereins ist er Mitglied einer Tanzgruppe, wo es ihm sehr gut geht. Neben ihrer Arbeit im Haushalt einer anderen Familie, sammelt seine Mutter Müll. Mario weiß sehr gut um die Anstrengungen seiner Mutter. Deshalb fragt er immer im Verein nach, ob Plastikbehälter, Pappkartons oder anderer Müll anfielen, und ob man ihm diesen schenken würde. Auf seinem Weg durch die Straßen sammelt er Flaschen oder alles, was man wieder verwerten könnte, um damit zum Haushalt beizutragen. Denn er weiß, wie schwer es ist zu überleben. Mario ist ein großartiges Beispiel für Beharrlichkeit und Weiterkommen und ein großer Erfolg für die KINDERHILFE. In ihm zeigen sich die soziale Arbeit und die Liebe, mit der wir mit und für die Kinder arbeiten. In einem Punkt sind wir uns jedoch alle einig, dass es für Mario extrem schwierig wäre, die Sekundarstufe zu beenden. Denn diese letzten beiden Schuljahre bringen neue, sehr schwierige und umfangreiche Fächer mit sich. Mit seiner Behinderung wäre es für ihn zu schwer weiter mitzukommen.
Jedoch wäre es vielleicht gut für ihn, wenn er eine Ausbildung in einem anderen Handwerk machen könnte als dem Backen, oder einen Kursus machen, der ihn für das Leben vorbereitet.

Leider ist seine Mutter nicht imstande, ihm eine Ausbildung zu bezahlen, denn das, was sie verdient, reicht kaum für das Essen im Haus. Inzwischen unterstützt die KINDERHILFE jetzt auch ihre Tochter. Auch mit ihr hat sie schlechte Erfahrungen machen müssen, denn der Vater des Kindes ist verantwortungslos. Aber als wir in der KINDERHILFE ihr verzweifelte Lage sahen, halfen wir ihr, gaben ihr die nötige Kraft zum Weitermachen. Als wären all diese Erfahrungen nicht schon genug, ist sie jetzt auch noch sehr krank geworden. Vor einigen Tagen war sie im Krankenhaus, weil ihre Zunge gelähmt war und sie tagelang nicht sprechen konnte. Zurzeit ist sie in ärztlicher Behandlung, und ihre Genesung wird dauern. Ihre Arbeit hat sie wieder aufgenommen, sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, denn sie muss Geld für den Unterhalt ihrer Kinder verdienen.
Sie hat immer noch Hoffnung und ist etwas beruhigt, denn sie weiß, dass sie mit der Unterstützung der KINDERHILFE weiter für ihre Kinder kämpfen kann, die hier gute Chancen haben, weiterzukommen.

Auch deshalb denken wir jetzt daran, ob es nicht möglich wäre, dass Mario ein Handwerk erlernt, von dem er in Zukunft auch leben könnte, denn die Schule und ein Studium wären viel zu schwer für ihn, und eine Hilfe ist nötig, denn er braucht Motivation. Auch braucht er Medikamente, denn er hat Angstzustände und Depressionen, und die KINDERHILFE stärkt und motiviert ihn. Er ist immer sehr pünktlich, und die KINDERHILFE ist definitiv sein zweites Zuhause.
Dieses Jahr ist vorüber, und an seinem Ende konnten wir wieder den Adventskalender genießen, jeden Tag mit vielen Aktivitäten, zusammen mit den Babys, den kleinen und großen Kindern und den Jugendlichen. Alle hatten unendlich viel Spaß. Lachen und Frohsinn waren die wichtigsten Zutaten dieser großartigen Tage. Alle kamen pünktlich, und die Häuser waren voll; es gab besondere Speisen. Definitiv sind das bleibende Momente, die uns zeigen, dass die KINDERHILFE einzigartig ist unter so vielen Einrichtungen in diesem Land.
Auch ist dies die Gelegenheit, für all die Unterstützung, die SIE uns geben, zu danken, für Ihre Solidarität und Mühen für unsere kolumbianischen Kinder. Durch SIE erleben sie Glück, Ruhe, Sicherheit und Frieden und die Möglichkeit eines besseren Morgens.
Sandra Yicel Medina Sanchez