About Me:
Meine Geschichte in der KINDERHILFE begann vor über 30 Jahren, als ich einen Kurs beim Jugendamt machte. Dort hatte mir eine Sozialarbeiterin, die meine Geschichte kannte, geraten ich solle für mich und meine Familie Hilfe bei einem Verein suchen, bei dem man Menschen in Not helfen würde. Dort nahm man meine Daten auf. Nachdem sie einen Hausbesuch gemacht und die Situation meiner Familie überprüft hatten, wurde mein Sohn in das Patenschaftsprogramm aufgenommen und wir erhielten schließlich die großartige Nachricht, dass er Paten bekommen hatte, die ihm vom ersten Augenblick an halfen. Mir ging es in dieser Zeit sehr schlecht, denn zuhause litt ich unter meinem alkoholkranken, gewalttätigen Lebensgefährten. Das Zusammenleben mit ihm war unerträglich, selbst meine Kinder hatten unter seinen Misshandlungen zu leiden, was mich besonders betrübte. Schließlich beschloss ich, mich von ihm zu trennen, meine Kinder allein durchzubringen und mir Arbeit zu suchen. Dafür betreute ich damals an zwei Tagen Kinder vom Jugendamt und machte kleinere Näharbeiten, um Lebensmittel und die hohen Raten für das Haus zu bezahlen, das ich gekauft hatte. Als der Verein meine Notlage sah, machten sie mir Mut und ich fand dort soziale, finanzielle und auch emotionale Unterstützung. Man half nicht nur meinem Sohn, indem man seinen Schulbesuch bezahlte, sondern damit auch mir als alleinerziehender Mutter. Ich konnte beruhigt für die restlichen Ausgaben arbeiten gehen. Meine befristeten Arbeitsstellen brachten jedoch nie genug Geld ein, um meine Familie ausreichend versorgen zu können, weshalb wir weiterhin in Not waren. Der Verein erkannte das und gab mir Arbeit.
Anfänglich putzte ich an zwei Tagen die Woche die Räume im Viertel Los Alamos. Das war dann der erste Schritt für meine berufliche Unabhängigkeit. Als mein Sohn Probleme bekam, wegen denen er die Schule nicht besuchen konnte, wurde die Patenschaft auf meine Tochter übertragen. Aber leider konnten beide die Hilfe der Paten nicht richtig nutzen. Ihre vielen sozialen Probleme hatten sicher ihren Ursprung in unseren schwierigen Familienverhältnissen. Heute kann ich aber sagen, dass alles, was sie im Verein erlebt und gelernt haben, zusammen mit ihrer eigenen Lebenserfahrung dazu führte später doch noch ihren Weg zu machen. Mein Sohn ist heute Anwalt, hat eine stabile Familie und eine gute Arbeit. Meine Tochter hat zwar keine Ausbildung gemacht, aber das Kochen erlernt und ist eine fleißige und anständige Frau geworden, die ihre beiden Kinder unterstützt. Für mich ist das Wichtigste, dass meine Kinder nicht auf Abwege geraten sind, wie es normalerweise unserem Viertel üblich ist. Auch meiner ältesten Tochter gab der Verein eine Arbeit, was ihrer Familie sehr geholfen hat. Sie arbeitet schon seit vielen Jahren für die KINDERHILFE. Für meine ganze Familie ist der Verein eine große Unterstützung gewesen und hat sich positiv auf uns alle ausgewirkt.
Auch für mich änderte sich einiges: Nach 2 Tagen Arbeit in der KINDERHILFE wurde ich in Vollzeit angestellt, zuerst als Putzhilfe und dann auch in der Küche. Das ermöglichte mir das Bäckereihandwerk zu erlernen und dadurch übernahm ich später die Leitung der Bäckerei in der KINDERHILFE. Hier unterrichtete ich die Kinder und gab das Erlernte somit weiter. Zusätzlich arbeitete ich auch im Bereich der Körperpflege der besonders vernachlässigten Kinder und ein Jahr als Verantwortliche für die offenen Handarbeits-, Bastel- und Kochgruppen. All das hat mir geholfen, sehr viel achtsamer mit dem Leben umzugehen und ist für mich eine Lehre als Mensch gewesen. Ich weiß es unheimlich zu schätzen, dass der Verein uns in allen Bereichen ermöglicht, uns persönlich umfassend weiterzuentwickeln. Auf diese Weise konnte ich auch die Sekundarstufe mit einem Abschluss beenden, denn als Kind war ich nur bis zur dritten Klasse zur Schule gegangen. Danach besuchte ich mit Hilfe der KINDERHILFE unter anderem auch noch Kurse im Haareschneiden. Ich bin sehr dankbar für alles, was der Verein für mich im Laufe dieser 30 Jahre getan hat. Jeden Tag bin ich motiviert aufzustehen und gehe begeistert an meine Arbeit, mit der ich meinen Lebensunterhalt verdiene und die es mir ermöglicht hat meine Familie zu versorgen. Der Verein, Señora Ute, die Paten und die Spender sind überaus wichtig für mich, denn dank der Ausbildung und Wertschätzung, die ich hier erfahren habe, konnte ich die unterdrückte Frau, die ich in der Vergangenheit war und die zeitweise so viele Misshandlungen ertragen musste, hinter mir lassen.
Heute halte ich mich für eine starke Frau, die dafür kämpft weiterzukommen. Das verdanke ich zum größten Teil dem Verein und allem, was ich hier erhalten habe. Es hat mir ermöglicht, an mich selber zu glauben, mich zu lieben und als Mensch zu achten. Das ist sehr bedeutsam für jemanden, der schon so viele Schwierigkeiten und Probleme durchstehen musste.