Kinderhilfe für Kolumben e.V. (Logo)
Lydia Isabel Diaz

Lydia Isabel Diaz

Betreuerin der Schulkinder

About Me:

Education & Training

Bis zu meinem 6. Lebensjahr lebte ich allein mit meiner Mutter zusammen. Dann traf sie den Vater meiner zwei jüngeren Geschwister. Mit einer Mutter aufzuwachsen, die jeden Tag sehr schwer arbeiten musste, um uns durchzubringen, weil ihr Lebensgefährte uns nicht unterstützte, bedeutete jedoch unzählige Notlagen und Misshandlungen.

Unsere Lage besserte sich als meine Mutter beim Jugend- und Wohlfahrtsamt als Tagesmutter zu arbeiten begann. Trotzdem war die Not noch sehr groß. Schließlich lernte meine Mutter die KINDERHILFE kennen und begann dort tageweise zu putzen. Mein Bruder bekam einen Paten und im Verein konnten wir uns ständig weiterentwickeln. Ich beendete mit 19 die Schule mit dem Abitur, wurde jedoch kurze Zeit später mit meiner ersten Tochter schwanger. Vom Vater des Kindes bekam ich keine Unterstützung. Daher musste ich arbeiten gehen als meine Tochter noch ganz klein war. Weil meine Mutter Kontakte zum Jugendamt hatte, erreichte sie es, dass ich als Tagesmutter zu Hause Kinder betreuen konnte. So konnte ich gleichzeitig auch meine Tochter betreuen. Diese Arbeit hatte ich 2 Jahre lang. Danach war ich erneut in großer Not, weil der Vater meiner Tochter mir nur noch wenig Unterhalt zahlte und das auch nur, weil er gerichtlich dazu gezwungen wurde. Ich musste jede Arbeit annehmen, die ich finden konnte, z.B. als Haushälterin. Als meine Tochter zweieinhalb Jahre alt war, begann ich bei einer ehemaligen Mitschülerin in einer Schule zu arbeiten, die diese damals leitete. In dieser Zeit hatte ich eine neue Beziehung und wurde ich mit meiner zweiten Tochter schwanger. Weil es eine Risikoschwangerschaft war, musste ich die Arbeit aufgeben. Ich heiratete, blieb aber weiterhin bei meiner Mutter wohnen. Mein Mann hatte keine feste Arbeit.

Bis meine zweite Tochter zwei Jahre alt war, widmete ich mich nur meiner Familie. Wir lebten abwechselnd bei meiner Mutter oder meiner Schwiegermutter. Mein Mann arbeitete in verschiedenen Gelegenheitsjobs. Nachdem ich aufgehört hatte zu stillen, bekam ich eine Arbeit in einer Vorschule bei derselben Schulfreundin, für die ich schon gearbeitet hatte. Hier blieb ich einige Jahre. Die Bezahlung war aber weder gut noch regelmäßig. Da die Arbeit halbtags war, konnte ich wenigstens Geld verdienen und trotzdem meine Töchter betreuen. Danach hatte ich noch 3 verschiedene Arbeitsplätze in anderen Vorschulen, die alle sehr schlecht oder gar nicht bezahlt wurden. Die beiden letzten Schulen schulden mir bis heute das Gehalt.

Da meine Mutter damals schon eine feste Anstellung in der KINDERHILFE hatte, und Señora Ute unsere Geschichte kannte, hatte sie an mich gedacht, als sie eines Tages zu Besuch im Verein war. Sie wollte im Casita 2 eine Kita eröffnen, damals noch mit Sitz im Viertel Nazaret. Señora Ute bot mir deshalb ab Mai 2005 an für die KINDERHILFE zu arbeiten. Mit der Hilfe von Doña Marleny und Lorena baute ich dort eine Kita auf. Ich begann mit 5 Kindern, die nur am Vormittag betreut wurden. Am Nachmittag half ich den größeren Kindern bei den Hausaufgaben, mit der Unterstützung vieler Patenkinder. Nach und nach wuchs die Zahl der Kinder in der Kita und ich lernte, Hausbesuche zu machen und Familien auszuwählen. Das machten zu der Zeit Doña Marleny und Lorena. Ich betreute nur die Kinder. Dann wurde ich darin geschult Berichte zu schreiben und schließlich wurde ich allein zuständig für das ganze Projekt.

Als wir noch im Viertel Nazaret waren entwickelten wir ein Hilfsprogramm für die Kinder der Siedlung Figueroa. Dort gründeten wir eine Gruppe mit vielen Kindern, die wir wöchentlich betreuten, und denen wir etwas zu essen und einige vorbereitete Bastelarbeiten mitbrachten. Eine Familie stellte uns ihre kleine Finca zur Verfügung und wir organisierten einen Schulgarten. Sonnabends gingen wir auch mit den Kindern des Casitas dort hin um zu gärtnern. Das war eine schöne und produktive Abwechslung. Als die Gruppen im Casita immer zahlreicher und größer wurden und das gemietete Haus zu klein wurde, kaufte Señora Ute ein Haus im Viertel San José, ganz in der Nähe, wo das Casita 2 bis jetzt besteht. Nach dem Umzug wurde die Kita ganztägig geöffnet, und wir konnten mit dem Projekt in Figueroa leider nicht mehr weitermachen.

Mehrere Jahre war ich allein für die Kita zuständig, dann erhielt ich Hilfe von Leidy, später von Sandra Patricia, die damals noch studierte und ihr Praktikum bei mir machte, und schließlich auch von Soranyi. Als Sandra Patricia ihren Abschluss als Vorschul-Erzieherin gemacht hatte, wurde sie in der KINDERHILFE eingestellt und übernahm die Leitung der Kita im Casita 2, während ich in die Gruppe der Schulkinder versetzt wurde, wo ich bis heute bin.

Seitdem leite ich die Gruppe der Schulkinder (Hoffnung für Kinder ohne Zukunft) mit allem, was dazu gehört (Hausbesuche, Berichte, Betreuung und Auswahl neuer Familien). Auch dieses Programm ist gewachsen und inzwischen habe ich mehrere Gruppen in meiner Obhut, wie z.B. die Sondergruppe der größeren Kinder, die noch keine Paten haben und die eigentlich ausscheiden müssten, die größeren Patenkinder des Casitas, die Schulkinder und noch eine neue Gruppe mit vierjährigen Kindergartenkindern, die nur am Vormittag zu uns kommen. Insgesamt betreue ich im Augenblick 40 Kinder. Daneben habe ich noch weitere Aufgaben im Verein, wie die Führung des Kassenbuches für kleinere Ausgaben, die Erstellung der Beiträge für die Quartalsberichte für die Projektpaten, bei denen ich mich mit Nelcy Lucia und Sandra Patricia abwechsele sowie die Mitarbeit sonnabends, sei es bei der Zubereitung des Essens für die Kinder oder deren Beschäftigung vor dem Mittagessen.

Im Augenblick habe ich noch die Verantwortung für meine Kindergruppe, auch wenn es wegen Covid-19 weniger sind. Dabei kümmere ich mich auch weiterhin um die Familien, die noch nicht wieder ins Casita kommen können. Vormittags und nachmittags wasche ich die Masken und reinige und desinfiziere zusammen mit meinen Arbeitskolleginnen die Räume. Mittags helfe ich in der Küche beim Abwaschen des Geschirrs. All das bemühe ich mich, so gut wie möglich zu erledigen, wenn nötig auch mal in meiner Freizeit, um die Berichte und andere Aufträge pünktlich abzuliefern. Die KINDERHILFE kam genau im richtigen Moment in unser Leben, um unsere Lage zu verbessern und mir persönlich zu helfen im Leben voranzukommen. Alles, was ich jetzt habe, verdanke ich der KINDERHILFE. Ich konnte ein Grundstück erwerben, auf dem ich mit einem Darlehen zu bauen begann, das mir Señora Ute gab. Nach und nach konnte ich mit dem Geld, das ich in der KINDERHILFE verdiente, meinen Töchtern ein besseres Leben ermöglichen. Ich habe sie ernähren und kleiden können. Meine ältere Tochter wird jetzt ihr Studium an der Universität beenden. Meine jüngere Tochter hat eine Ausbildung gemacht und beginnt dann ebenfalls ein Studium. Alles in allem danke ich Señora Ute für diese Chance, die es mir viele Jahre ermöglichte so viel zu lernen. Ich erlebe viele glückliche Momente mit den Kindern, die an meiner Seite aufwachsen.

Es ist sehr befriedigend nach vielen Jahren zu sehen, dass etwas, das ich bei ihnen gesät habe, aufgegangen ist. Ich sehe, dass es ihnen gut geht, dass sie vorankommen und im Leben Fortschritte machen. Ich werde weiterhin für diese Kinder und ihre Familien mein Bestes geben, um ihr Leben ein wenig zu verbessern. All das natürlich unter der Leitung von Señora Ute, die mich unterstützt und die es mir erst ermöglichte so viel durch diese herausfordernde, aber auch lohnende Tätigkeit zu lernen.