About Me:
Meine Geschichte in der KINDERHILFE begann 1991, als ich im Alter von neun Jahren aufgenommen wurde. Damals besuchte ich die fünfte Klasse einer Dorfschule, die vom Verein unterstützt wurde. Eines Tages kam die Schulleiterin in die Klasse und fragte, wer von uns nach dem Ende der Grundschule gerne weiter zur Schule gehen wolle. Mit einigen anderen zusammen meldete ich mich und unsere Namen wurden notiert. Nach einem Hausbesuch erfuhr ich drei Monate später von der Sozialarbeiterin des Vereins, dass ich Paten aus Deutschland bekommen hatte, was mich und meine Familie sehr freute.
Damals lebten wir in dem Dorf Los Robles, wurden aber von einer Bande Krimineller gezwungen nach Popayán zu fliehen. Sie hatten uns eines Nachts überfallen, ausgeraubt und gedroht, dass sie uns umbringen würden, wenn wir nicht von dort weggehen würden. Wir kamen völlig mittellos in der Stadt an, wobei sich unsere Situation schnell so sehr verschlechterte, dass wir nicht einmal ein Dach über dem Kopf hatten. Seitdem hat der Verein mich begleitet. Er unterstützte meinen Vater bei den Kosten für den Schulbesuch, so dass ich die Sekundarstufe beenden konnte.
Danach einigte sich Señora Ute mit meinem Paten, mir das Studium der Pädagogik an der Universidad del Cauca in Popayán zu finanzieren, das ich abends absolvierte. Die Kosten wurden vom Verein getragen, aber ich musste sie mir durch meiner Mitarbeit verdienen. Zunächst half ich täglich von 8 bis 17 Uhr in der Kita. Später begann der Verein, mir eine monatliche Vergütung für meine persönlichen Ausgaben zu zahlen, mit der ich meine Familie unterstützen konnte. So erhielt ich die Chance einen Universitätsabschluss in Vorschulpädagogik mit einem guten Notendurchschnitt zu machen, weil ich mich sehr anstrengte und bemühte allen Anforderungen gerecht zu werden. Das war das mindeste, was ich tun konnte für die Hilfe und Unterstützung, die ich erfahren hatte. Dabei half auch das Beispiel meiner Eltern, die mich gut erzogen hatten. Das wurde in der KINDERHILFE durch die humanistischen Prinzipien und moralischen Werte noch ergänzt und vervollständigt, die mir halfen, zu einem guten Menschen zu werden.
Durch meine Zugehörigkeit zur KINDERHILFE bekam ich einen ausgeprägten Sinn für soziale Gerechtigkeit, weshalb Señora Ute mir zunächst die Leitung der Kita im Casita 2 anvertraute und dann die der Gruppe „Hoffnung für Kinder“. Schließlich wurde ich die soziale Leiterin des gesamten Vereins. Durch die Vielfältigkeit meiner Tätigkeit konnte ich mich menschlich und beruflich weiterentwickeln. Es gibt aber noch viel zu lernen, wie zum Beispiel die Verantwortung für die Betreuung der Kinder zu übernehmen. Außerdem bin ich zuständig für die Koordination des Personals sowie die Vermittlung und Schlichtung bei Konflikten und die Lösung von Problemen. Das funktioniert zusammen mit einem großartigen Team und – was am wichtigsten ist – immer unter der Anleitung von Señora Ute. Gemeinsam wachen wir darüber, dass das Zentrum unserer Arbeit immer das Soziale bleibt und dass so gehandelt wird, dass wir den Sinn und Zweck der KINDERHILFE erfüllen. Sie ist die schönste Lebenserfahrung, die ich habe machen können, die mich am meisten gelehrt und sensibilisiert hat und mir die Kraft gegeben hat, um in den verschiedenen Bereichen meines Lebens bestehen zu können. Materiell ist sie mein Unterhalt und eine Unterstützung für meine Familie. Aber sie ist auch die Hoffnung, mich weiterentwickeln zu können, Ziele zu erreichen und meine Träume zu erfüllen. Der Verein ist jetzt das Zentrum meines Lebens, denn ich halte mich hier öfter auf als zuhause. Das liegt an der besonderen Arbeit, die ihn zur Familie macht für alle, die hier durchgegangen sind und für die Kinder und Jugendlichen, die täglich immer noch kommen. Dadurch wird die KINDERHILFE zu etwas ganz Besonderem. Sie ist anders als alles was ich kenne. Die KINDERHILFE gibt mir Kraft und Stärke in den schwierigsten Momenten meines Lebens.